Wie diese Bilder entstanden

Ich illustriere die Bibel. Das beginnt mit einem genauen Datum: am 01.04.2017. 

 

Ich befand mich damals in einer Krise, einiges war zusammengebrochen und vieles war unklar in meinem Leben. Ein Danketagebuch war mein Versuch, gegenzusteuern gegen  depressive Verstimmung,  Wut, und Selbstvorwürfe. Gemalt hatte ich bis dahin nicht, außer ein paar Buntstiften hatte ich nichts im Haus.

 

In einer Kirche fand ich ein kleines Andachtsbildchen. Ich nahm es mit, fand es in seiner Kitschigkeit auch wieder schön, und dann war da ein plötzlicher Impuls: zerschneiden, die Hälften aufkleben, jeweils ergänzen und neu malen. Den Rest des Jahres hielt ich Ausschau nach Andachtsbildchen, suchte sie in Buchläden und kaufte sie schließlich sogar  über das Internet: Maria, Jesus, Weihnachtsmotive, Auferstehung.... Jeden Abend ein Bild. Als ich keine mehr fand, nahm ich Postkarten mit Weihnachts- und  Auferstehungsmotiven, zerschnitt und ergänzte sie.  Mein Medium: Buntstifte, Klebestift und Papier. Dieses kleine Abendritual von zwanzig bis dreißig Minuten wurde zu einem festen  und heilsamen Bestandteil meines Lebens.

 

Ich bin keine Künstlerin. Malen und zeichnen waren auch nie mein Hobby. Ich hatte jahrelang mit Stoffen gearbeitet und Wandbehänge genäht, aber auch das lag lange zurück. Woher kam plötzlich dieser Impuls? Ich staune selber, freue mich darüber und bin im Nachhinein unglaublich dankbar.  Dann malte ich die Weihnachtsgeschichte, es folgten Geschichten aus den Evangelien, dann das Alte Testament. Bei jedem Bild musste  ich zunächst den inneren Kritiker zum Schweigen bringen. Beim Zeichnen der Umrisse der Figuren half es mir, die Augen zu schließen. Mit den entstandene Umrissen „musste“ ich dann arbeiten und konnte das, was da erschien,  dann als gegeben akzeptieren.

 

Am Anfang waren die Bilder sehr klein, ich malte ein Bild pro Tag/Abend, tatsächlich jeden Tag. Ab 2018 malte ich im DIN A4-Format, seit 2019 wurden die Bilder noch größer. Inzwischen male ich  DIN A3-Format  und benötige für ein Motiv zwischen drei bis fünf Tagen. Das tägliche Malen habe ich beibehalten. Ich arbeite jetzt vor allem mit Ölkreiden, manchmal kommt noch Acryl dazu. Materialien, die in eine kleine Wohnung passen. Ich male in Skizzenhefte, auch die benötigen nicht viel Platz. Meine Bilder sind konkret. Naiv, primitiv, könnte man sagen. Ich lese eine Geschichte und versuche, möglichst viele Details zu erfassen. Ich male die konkrete Situation, nicht eine abstrakte Idee, nicht die Bedeutung, die ich dahinter vermute (und oft gar nicht erfasse). Ich habe eigentlich zum ersten Mal die Bibel ganz gelesen. Viele Geschichten und Bilder haben mich tief berührt. Warum die Bibel? Ich kannte natürlich biblische Geschichten, vor allem aus den Evangelien. Das Alte Testament war mir bis auf ein paar "Klassiker" (Kain und Abel, Turmbau zu Babel etc,) aber weitgehend unbekannt. Warum also? Das kann ich gar nicht beantworten. Der  Impuls war einfach da: die Bibel malen, und nicht Blumen malen.

 

Bibelgeschichten illustrieren hieß, Szenen darzustellen. Das konfrontierte mich mit Problemen wie Perspektive, Raumaufteilung, Menschen etc. Ich bin dem Antrieb einfach fünf Jahre lange gefolgt und blicke mit Erstaunen  und dankbar zurück. Das Interesse, das Feuer dafür war einfach geweckt, mein Wunsch, die ganze Bibel zu illustrieren, und das hieß ja, die Bibel Schritt für Schritt zu lesen (und über sie zu lesen) war plötzlich einfach da. Je weiter ich las, desto größer wurde meine Faszination mit den biblischen Geschichten, so voll mit Abbrüchen, Zusammenbrüchen, Durchbrüchen, Aufbrüchen und Neuanfängen. So wild oft und oft gewalttätig, aber auch so zärtlich und großmütig und voller Kraft und Zuversicht wie sie sind, so sehr relativierten sie vermutlich meine eigenen kleinen Dramen. Ich schöpfte neue Kraft und Energie daraus. Irgendwann 2018 war die Krise vorbei, weggemalt.

 

Ende 2021 kam der Gedanke, eine Webseite einzurichten.  Die meisten der ca 400 Bilder, die inzwischen auf der Webseite stehen (und das sind noch nicht alle)   stammen aus den Jahren 2017 bis 2021.  Nach und nach sollen die fehlenden Bilder und weitere folgen, denn weitere entstehen. Die Webseite ist im Aufbau. Und wenn jemand sie zufällig finden sollte: wunderbar.

 

Ich lebe in Freiburg und  arbeite im Büro.

Letztes Update: 14.03.2023